Ein Tag im Leben von Lovis Schönenberger

Das Samstagspiel vom 22.12.07 in Langnau

8.30: Mein Wecker läutet, ich stehe gemütlich auf, mache mich frisch und nehme anschliessend ein kräftiges Frühstück ein. Ich freue mich schon sehr auf diesen für mich und den HCAP bedeutungsvollen Tag. Schon am Vorabend kreisten eigene Vorsätze und taktische Tipps der Trainer in meinen Gedanken. Wir und die Fans brauchen die Punkte unbedingt und somit gehe ich mit einer positiven und sehr motivierten Einstellung ans Tageswerk. Nach dem Frühstück lese ich im Internet die Nachrichten, schreibe ein paar E-Mails und räume ein wenig meine Wohnung auf. Das Aufräumen hilft auch, die Ordnung geistig auf das kommende Spielkonzept zu übertragen. Disziplin und nochmals Disziplin ist gefragt.
9.50: Ich verlasse das Haus.
10.00: In der Garderobe angekommen, gibt es ein aufmunterndes Hallo von meinen Kameraden. Ich ziehe mich um und gehe anschliessend für 20 Minuten aufs Velo zum Aufwärmen, mache dann gezielt Kraftübungen und schliesse mein individuelles Fitness- und Vorbereitungstraining mit einem Stretching ab. 
11.00: Wir starten unser 45 minütiges Warm-up Training auf dem Eis. Die Übungen tun mir gut und fordern den Körper doch schon beinahe wettkampfmässig. Doch es macht mir nichts aus, den „Motor“ ein paar Mal bis an den roten Bereich zu belasten. Hie und da erlauben wir uns einen kleinen Spass und auch der eine oder andere Trick will geübt sein. 
12.00: Das abwechslungsreiche Training ist fertig und frisch geduscht geht es nun daran, unseren Körper mit Kohlenhydraten zu versorgen. Pasta und isotonische Getränke sind besonders wichtig. Dieses „Auftanken“ geschieht im kleinen Restaurant der Valascia. Das Buffet bietet eine grosse Auswahl: verschiedene Salate, verschiedene Sorten Pasta und Fleisch. Der Club unternimmt alles, uns in die beste „Form“ zu bringen – physisch und psychisch.
13.00: Ich gehe kurz nach Hause, lege mich hin und versuche wie immer ein wenig zu schlafen. Dies ist für mich sehr wichtig. Doch an diesem Tag gelingt mir dies nicht, da ich mit meinen Gedanken schon viel zu fest beim Spiel bin. Warum kann ich nicht ein wenig abschalten? Es ist unser 3. Auswärtsspiel hintereinander und es winkt die reelle Chance, 3 Punkte zu „stehlen“. Wir fühlen uns als Mannschaft zurzeit sehr stark. Doch wir wissen, dass die „Tiger“ in ihrer „Höhle“ fast unschlagbar sind. Zudem hat die Mannschaft am Vortag das begeisternde „Derby“ gegen Bern gewonnen. Die sind jetzt „heiss“ und wir müssen bereit sein, unser bestes Hockey zu spielen. Über den „AMBRI-Kampfgeist“ können wir zusammen mit einer besonnenen Taktik dieses Ziel erreichen. 
14.40: Ich packe meine Tasche und verstaue sie in unserem bequemen Reisebus. Uns steht eine 3-stündige Fahrt bevor. Wäre sie doch schon vorüber, geht es mir durch den Kopf. Während der Fahrt höre ich Musik und versuche auch ein wenig zu schlafen. Nach zwei Stunden Busfahrt machen wir einen 15-minütigen „Kaffee- und Kuchenhalt“ in einem Restaurant im Emmental. 
18.00: Wir kommen in Langnau an. Die Garderoben sind leider nicht die besten der Schweizer Eishockey Stadien. Doch dies kümmert uns nicht weiter. Nur eins ist wichtig: Es gilt ein Hockey Spiel zu gewinnen. Wir sind alle sehr motiviert, weil wir den 7. Sieg in Serie erringen wollen. Wir präparieren unsere Stöcke.
18.15: Jan Tlacil bereitet uns mit einem kurzen Meeting auf den Gegner vor. Er bespricht noch einmal die besonders wichtigen Punkte wie „Boxplay, Powerplay“, Taktik und disziplinarisches Verhalten. Anschliessend lockeren wir uns beim „TwoTouch“ (Ballspiel) auf oder besser gesagt, wir trainieren die Geschicklichkeit und fordern unseren Geist. Danach ziehe ich mich um und begebe mich mit den Kameraden zum „Warm-up“ auf das frisch gereinigte Eis. Der Kontakt mit der blanken Eisfläche ist für mich ein Symbol grenzenloser Freiheit. Die Kombination absolut leichter Bewegungsabläufe mit dem von Kindheit auf bewahrten Spieltrieb führt zu einer unglaublich tiefen Befriedigung. Eishockey ist der schönste und schnellste Laufsport. Mit einigen Spielautomatismen bringen wir uns auf „Fahrt“ und optimale „Betriebstemperatur“. Unser Torhüter ist schon verdammt gut in Form! Es geht ein „Ruck“ durch die Mannschaft.
19.20: Wir verlassen das Eis. Die kurze Pause vor dem Spiel wird noch ein letztes Mal dazu genutzt, einzelne oder gemeinsame Punkte kurz zu besprechen. Die Stimmung ist ernster als sonst, weil wir „geladen“ sind. Es braucht keine besondere Motivation mehr. Wir sind für den Kampf optimal bereit. 
19.43: Energiegeladen stellen wir uns zur Begrüssung auf der blauen Linie auf. Die Ilfishalle ist sehr gut gefüllt und die Fans jubeln ihren Lieblingen zu. Ich bin mir sicher, dass wird ein super Spiel!
19:45: Das Spiel beginnt, die Emotionen gehen sofort hoch. Let’s play Hockey! Yeahh!!
21:55: Wow, den „Tigers“ haben wir es gezeigt. 3:8 Tore! Das lief vom Spielkonzept her absolut super für uns. Leider gibt es einen grossen Wehrmuts-Tropfen. Unser Topskorer Hnat Domenichelli hat sich eine schlimmere Verletzung zugezogen. Hoffentlich erholt er sich wieder bald. 
22.30: Wir treten die Heimreise an. Ich nutze die Zeit, um meinen Freunden und meiner Familie kurz anzurufen, um ein kurzes Feedback des Spiels abzugeben. Es herrscht eine grosse Zufriedenheit aller. 
23.00: Wir machen einen 30-minütigen Halt bei einem Restaurant. Ich bin sehr froh um das Essen, da ich vor Hunger fast sterbe. Das intensive Spiel hat viel Energie gekostet. Ich esse zwei grosse Teller voll Pasta. Die Kellnerin ist verblüfft und mag sich gewundert haben, dass soviel in einen Magen passt. 
01.45: In der Valascia angekommen, packen wir die Taschen aus und begeben uns heim ins traute Heim. Im Teletex schaue ich noch kurz die Informationen über die Sportresultate, die mich interessieren. 
02.15: Nun lege ich mich ins Bett. Glückliche Gedanken gehen mir durch den Kopf. Ob ich wohl noch vom Spiel träume? Und schon übermannt mich die Müdigkeit. 

Der Nächste Morgen: Nach nur sieben Stunden schlafe stehe ich wieder auf und begebe mich nach meinem Frühstück ins Warm-up Training. Heute haben wir viel weniger Zeit, da das Spiel gegen Basel bereits um 15:45 Uhr stattfindet. Jetzt gilt es sich wieder top vorzubereiten um den 8. Sieg in Serie zu erringen. Ich bin gespannt, was auf mich zukommt...

Realisation: Vögi Sägesser (Besten Dank!)