Interview mit dem neuen Ambri-Trainer Pekkar Rautakallio (7.11.05)

Pekka Rautakallio gilt als geduldiger und beharrlicher Trainer. Ein Ausbildern und Erzieher. Hier das erste Interview des neuen Ambri-Trainers.

Für viele war es eine Überraschung, aber nicht für alle...
Pekka Rautakallio: Den Anruf von Ambri hab ich nicht erwartet - sagt er am Telefon. Alles ist am Samstag passiert. Für mich ist die Möglichkeit, die Leventiner zu trainieren die Erfüllung eines Traumes. Ich bin sehr glücklich, mit dem Herzen und den Gedanken bin ich bereits im Tessin.

Diplomatie und Politik mal auf der Seite, mit Rautakallio engagiert Ambri eine grosse Persönlichkeit der Trainerwelt. Einmal entschieden, Pelletier zu ersetzen, war es schwierig, einen besseren zu finden:
P. R.: Ich denke, es war ein wichtiger Punkt, dass mich Peter Jaks von der Zeit in Zürich kennt und vor allem auch meine Arbeitsmethoden kennt. Er weiss, was ich von der Mannschaft verlange und ich kann den Fans versprechen, dass mein Ambri alles geben wird, um jede Partie zu gewinnen. Kurz gesagt, wenn wir verlieren werden, darf es nicht unsere Schuld sein, sondern weil der Gegner besser war.

Die Verbindung der Familie Rautakallio mit Peter Jaks war schon sehr stark, auch weil in der Mannschaft drei Spieler (Trudel, Somervuori und Korhonen) als Manager Mika Rautakallio, den Sohn von Pekka haben. Dies hat die Spekulationen geschürt.
P. R.: Auch das ist Fakt, aber ich will nicht, dass komische Spekulationen aufkommen. Mein Sohn macht seinen Job, ich meinen. Und ich stufe die Leistung eines Spielers nicht anhand des Namens seines Managers ein. Nun, es zählt nur die Mannschaft und wenn es irgendwelche Änderungen geben muss, dann werden die unabhängig von irgendwelchen anderen Kriterien getroffen.

Dem Trainer muss man logischerweise etwas Zeit geben, sich in der neuen Situation zurecht zu finden, auch wenn er das Schweizer Hockey gut kennt, in letzter Zeit aber nur aus der Ferne mitverfolgte.
P. R.: Ich war im Oktober einige Tage bei euch, konnte aber nur ein Spiel ansehen, das zwischen den ZSC Lions und Ambri im Hallenstadion. Seit ich die Schweiz verlassen habe, hielt ich die Kontakte zu eurem Land. Durch die Nationalmannschaftspause kann ich nun die Sache etwas ruhiger angehen, ich glaube nicht, dass ich Probleme haben werde bei der Wiedereingliederung. Das letzte Jahr half ich bei den Espoo Blues trotz einer schweren Verletzung, die mich zwang, meine Aktivitäten einzudämmen. Für mich war es ein miserabler Winter, während dem viele unerfreuliche Sachen passierten. Aber dank der Staff konnte ich die Zeit der totalen Inaktivität überstehen. Nun, jetzt bin ich bereit für dieses neue Abenteuer.

Das Schweizer Hockey im Wachstum, mit der Öffnung für den fünften Ausländer schaut man mit Interesse zum grossen (an Talenten), aber ökonomischen (aus der Kosten-Sicht) finnischen Markt. Wie ist es auf der technischen und taktischen Seite?
P. R.: Ich denke, in der momentanen Situation und zum momentanen Zeitpunkt wäre es keine gute Idee, die finnischen Methoden in Ambri anzuwenden. Ich bringe aber meine Überzeugungen, meinen Willen und meine Taktik mit, das ist sicher!

Zu Pekka Rautakallio: Ein Verteidiger mit Kultstatus und ein Gentleman Trainer.
Pekka Rautakallio ist am 25. Juli 1953 in Pori/FIN geboren, verheiratet und Vater von Mikko und Mika (Agent unter anderem von Trudel, Somervuori, Korhonen und natürlich des Vaters...). Er war Verteidiger von Weltformat. Gross geworden bei Ässät Pori, der Klub seiner Heimatstadt. Nach einem ersten Abstecher nach Übersee bei Phoenix in der WHA von 1975 bis 1977, spielte er in der NHL von 1979 bis 1982, absolvierte 258 Spiele mit Atlanta und Calgary, erzielte 35 Tore und 126 Assists. 1982 war er der erste Finne überhaupt, der ein All-Star Game der NHL spielte.

Mit der Nationalmannschaft spielte er 165 Spiele und nahm an sieben Weltmeisterschaften teil. Zurück in seiner Heimat (wo er mehrere Male als bester Verteidiger ausgezeichnet wurde: noch heute trägt der Pokal seinen Namen), spielte er bis 1987 bei IFK Helsinki um schliesslich seine aktive Karriere bei Rapperswil in der NLB zwischen 1987 und 1989 zu beenden. Nach Rapperswil ist er dann 1993 als Trainer zurückgekehrt, stieg mit der Mannschaft bereits im ersten Jahr in die NLA auf, blieb noch für weitere vier Jahre bei den St. Gallern (bestes Resultat: 3. Platz und und Ausscheiden mit 3:1 im Playoff-Viertelfinale 1996 gegen.... Ambri). Nach einem Zwischenhalt von einem Jahr in Finnland bei den Espoo Blues, kam Rautakallio 1999 zurück in die Schweiz, trainierte für zwei Saison den SCB: 5. Platz und Ausscheiden in den Viertelfinals gegen Ambri 1999/2000, 6. Platz und Ausscheiden im Halbfinale gegen Lugano 2000/01.

Im November 2001 ersetzte er Larry Huras auf der Bank bei den ZSC Lions (wo auch Peter Jaks spielte), fünfte in der Qualifikation und Finaleinzug gegen Davos in der ersten Saison. 2002/03 gewann er mit den Zürchern die Qualifikation, schied aber im Halbfinale gegen Lugano aus. Danach kehrte Rautakallio erneut zu den Espoo Blues zurück, als Assistent und dann als Nachfolger von Headcoach Hannu Virta. Pekka Rautakallio unterzeichnete vergangenen Samstag Nachmittag einen Vertrag gültig bis Ende der aktuellen Saison.

Inteview von Giampaolo Giannoni, Übersetzung durch Tiz.