Interview mit Sportchef Peter Jaks (Juni 2005)

Tiz: Als Sportchef bist du zuständig für die Verpflichtung von neuen Spielern.
Wie gehst du dabei vor und nach welchen Gesichtspunkten kontaktierst/verpflichtest du sie?

Peter Jaks: Man kann davon ausgehen, dass es jedes Jahr im Minimum 3-4 Änderungen in der Mannschaft gibt. Ich schaue, welche Verträge auslaufen und lege mich jetzt schon fest, mit welchen Spielern ich, wenn alles "normal" läuft, nicht mehr plane. Dass ist natürlich streng geheim, und darum weiss es ausser mir auch niemand. Und vor allem kann ja sein, dass mich während der Saison ein Spieler, mit dem ich eigentlich nicht mehr plane, vom Gegenteil überzeugt.
Jeder Agent schickt während der Saison, ziemlich früh (Oktober, November) eine Liste mit den Spielern, die er vertritt und die einen auslaufenden Vertrag haben. Ich schaue dann, ob es jemanden hat, der interessant sein könnte für Ambrì. Und so entsteht ein erster Kontakt mit dem Agenten. Es ist dann natürlich auch oft eine Frage des Geldes, und darum können wir leider nicht bei jedem Spieler der uns interessiert, auch wirklich eine Chance haben, dass er zu uns kommt. Es stimmt auch nicht, dass ich an jedem Spieler der in der Zeitung in Verbindung mit Ambrì gebracht wurde, interessiert war. Meistens ist es ein Bluff des Agenten, um den Preis in die Höhe zu schrauben. Dieses Jahr zum Beispiel kann ich bestätigen, dass ich nie mit Micheli, Salis, Di Pietro, Lakhmatov, um nur einige zu nennen, verhandelt habe.

Tiz: Bei der Verpflichtung der Ausländer sieht es sicher noch etwas anders aus.
Wie sind z.B. die beiden Neuverpflichtungen von Somervuori und Korhonen zustande gekommen?

Peter Jaks: Mehr oder weniger passiert das gleiche wie bei den Schweizer Spielern. Ich bekomme fast täglich Listen mit Spielernamen die gerne nach Ambrì kommen würden. Das Problem ist, dass die Agenten diese Spielernamen an alle Clubs der NLA, NLB, DEL, Schweden, Finnland etc. verschicken und einfach den Clubnamen ändern!
Wenn mich dann ein Spieler wirklich interessiert, schaue ich mir erst einmal seine Stats (Statistiken) an. Dann rufe ich meine Kontakte in Finnland, Schweden oder Übersee an und frage sie, wie der Spieler auch ausserhalb des Eisfeldes ist, ob er in meine Mannschaft passen würde. Falls die Meinungen positiv sind, versuche ich die Spieler direkt vor Ort zu beobachten. Ich war letzte Saison zum Beispiel zweimal in Finnland, um Somervuori und Korhonen zu sehen. Habe mich mit Somervuori auch zum Nachtessen getroffen und konnte mir so persönlich einen Eindruck von ihm machen. Korhonen war leider, als wir uns treffen sollten, krank. Aber es kann auch passieren, dass man gar nicht die Zeit hat um einen Spieler spielen zu sehen, oder er ist von mehreren Clubs umworben und der Agent drängt auf eine schnelle Entscheidung. Dann muss man sich auf seine Gefühle verlassen, und quasi aus dem Bauch heraus entscheiden. So ein Fall war vorletztes Jahr Trudel und ich glaube, ohne angeben zu wollen, dass es ein guter Entscheid von mir war ihn zu holen, oder?
Tiz: Da können wir dir nicht genug danken dafür!

Tiz: Man liest ja immer von den Spieleragenten. Hat jeder Spieler einen solchen und laufen die Verhandlungen immer über ihn?
Peter Jaks: Ja, kenne leider keinen Spieler mehr, der seine Verträge alleine aushandelt. Ich zum Beispiel habe 18 Jahre als Profi gespielt, aber nie einen Agenten gehabt.

Tiz: Wie sieht dein Fazit deiner bisherigen Tätigkeit als Sportchef aus? Bist du zufrieden mit dem Erreichten? Ist es nicht manchmal frustrierend, wenn man des Budgets wegen einen Spieler, den man gerne hätte, nicht verpflichten kann?
Peter Jaks: Ich bin zufrieden mit dem was wir in den letzten zwei Jahren erreicht haben. Man darf nicht vergessen, dass unser Ziel die Playoffs zu erreichen, alles andere als einfach ist. Letztes Jahr zum Beispiel, waren 11 Clubs mit dem Ziel Playoffs in die Saison gestartet. Wir haben es erreicht und können stolz darauf sein.
Klar würde ich gerne mehr Geld zur Verfügung haben um eventuell Natispieler verpflichten zu können. Aber das entspricht nicht der Realität von Ambrì. Ich wusste das bevor ich den Vertrag in Ambrì unterschrieb. Wir haben ja vor ein paar Jahren gesehen, was passiert wenn man "unvernünftig" eine Mannschaft zusammenstellt. Das darf uns absolut nie mehr passieren, und darum muss ich ab und zu, so leid es mir für unsere Fans tut, auf den einen oder anderen Spieler verzichten. Aber es ist auch interessant, Spieler zu holen die keiner kennt, oder die keine grosse Anerkennung haben und dann sehen, wie sie bei uns aufblühen. Es ist klar, dass diese Spieler früher oder später dann gehen um bei anderen Clubs viel mehr Geld zu verdienen. Kein Problem: mein Job ist es wieder neue, hungrige Spieler zu finden.

Grazie mille, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast. Alles Gute für die kommende Saison!