Interview mit dem abtretenden Ambri-Trainer Larry Huras (12. März 2007) 

Larry Huras nimmt nach dem Saisonende kein Blatt vor den Mund und redet Klartext!

Warum bleibt Larry Huras nicht in Ambri?
Larry Huras: Weil es ein Teil des Vorstandes (CdA) so entschieden hat. Das war mir schon seit einem Monat klar. Ich weiss, wie diese Sachen laufen und wenn ein Klub im Januar den Vertrag nicht verlängern will, ist es klar, dass es auch später nicht der Fall sein wird. Und so hab ich am Samstag Abend nach dem Spiel die Initiative übernommen und zuerst der Mannschaft und dann dem DS (Peter Jaks) meine Entscheidung und meine Beweggründe mitgeteilt. Noch weiss ich nicht, wo ich die nächste Saison arbeiten werde. Ich bin in verschiedenen Verhandlungen, aber ich glaube nach 14 Jahren in der Schweiz ist es Zeit, anderswo Erfahrungen zu sammeln. In Berlin anstelle von Pagé? Das ist eine Möglichkeit, momentan aber nicht mehr.
Zurück zu Ambri, ich will ehrlich sein: Mit diesem Vorstand sehe ich eine schwierige Zukunft des Vereins. Der CdA ist zweigeteilt und mitten drin der Präsident, der versucht, ihn wieder zusammenzuschweissen. Er hat aber weder die Kraft noch das Charisma, dies zu erreichen. Jetzt bräuchte es einen wie Juri. Von meiner Seite bedanke ich mich bei Monighetti, Muheim, Moccetti und Chiavi für ihre Unterstützung. Für den Rest wäre es besser, sie gingen.... In diesem Vorstand hat es Leute, die mit angezogener Handbremse arbeiten und die für die Zukunft des Vereins durchaus eine Gefahr werden könnten. Eines scheint mir offensichtlich: Gewisse Sachen und gewisse Personen müssen unbedingt wechseln. 

Warum hätte Larry Huras in Ambri bleiben sollen?
Larry Huras: Weil ich zu gewissen Konditionen der ideale Trainer gewesen wäre, um eine Zukunft aufzubauen. Welcher Trainer kennt und versteht die Situation in Ambri besser als ich? Wer hat die gleiche Kompetenz und Erfahrung im Schweizer Eishockey und in der Leventina? Wer weiss wie ich, mit den Junioren zu arbeiten? Ich bin überzeugt, dass eine Verlängerung um zwei oder gar drei Jahre die beste Lösung gewesen wäre für Ambri.

Warum ist es Larry Huras nicht gelungen, Ambri nach oben zu bringen?
Larry Huras: Damit bin ich nicht einverstanden. Wenn die Mannschaft im November bei meiner Ankunft nicht derart schlecht klassiert gewesen wäre, wäre durchaus ein 6. oder 7. Platz drin gelegen. Natürlich sind wir enttäuscht, dass wir die Playoffs nicht geschafft haben. Aber eine Weiterentwicklung war zu sehen, sowohl als Mannschaft wie auch individuell. Es ist immer schwierig, eine Mannschaft während einer laufenden Saison zu übernehmen. Aber wir hatten bereits einen guten Rhythmus und alles begann mit dieser bitteren Niederlage gegen Kloten Anfang Januar wieder einzustürzen (Niederlage nach Penalty-Schiessen, nachdem man 19 Sek. vor Ende das 3-3 kassiert hatte). Das war mehr als alles andere der KO mit Konsequenzen. Danach hatten wir nie mehr die gleiche Effizienz. 

Warum war Ambri nicht ein wirklich fähiges Ambri?
Larry Huras: Auch mit dem bin ich nicht einverstanden. Eine Saison wie diese kostet extrem viel mentale Energie, vor allem auch, weil für uns die Playoffs praktisch im November begonnen haben. Ich habe zwar neue Energie gebracht, aber das hat nicht gereicht. Ich kann der Mannschaft nichts vorwerfen. Diese Niederlage gegen Kloten hatte eine fatale Abnahme der Spannung und des Selbstvertrauens zur Folge. Die Playouts schliesslich sind wirklich etwas Spezielles: Es waren meine ersten und es war sicher eine Erfahrung, aber einmal und dann nie wieder..

Warum war Torhüter Bäumle in den Playouts nur noch ein durchschnittlicher Torhüter?
Larry Huras: Thomas Bäumle hat das Potenzial, ein sehr guter Torhüter zu werden. Aber er ist erst 22jährig und hat noch wenig Erfahrung. Letzte Saison in den Playoffs hatte er überhaupt keinen Druck, dieses Mal aber sehr viel, weil wir gezwungen waren, zu gewinnen. Aber diese Serie hat er in aufsteigender Form beendet und das ist für ihn ganz wichtig. 

Warum wurde Somervuori erst "befördert", als es schon gelaufen war?
Larry Huras: Weil man mit nur einer Linie nicht weit kommt. Ich habe so lange wie möglich versucht, die Stärken auf zwei Linien zu verteilen. Ich habe verschiedene Lösungen versucht, aber keine hat so funktioniert, wie ich mir das gewünscht hätte. Als es dann sicher war, dass wir in die Playouts verbannt werden, fügte ich die drei Ausländer zusammen. Natürlich war mir die Konsequenz klar, wenn es einen Gegner gibt, der diese Linie neutralisieren kann. Alles in allem ist es gut gegangen, sie spielten grossartig. Von den anderen Spielern habe ich vor jedem Spiel totale defensive Arbeit verlangt. 

Warum haben alle wichtigen Schweizer Spieler "versagt" (ausgenommen Kostovic)?
Larry Huras: Das gilt nur in offensiver Hinsicht, denn alle Schweizer Spieler, nicht nur die Stürmer, haben einen guten defensiven Job gemacht. Nun: Demuth hat eine gute Saison gut beendet. Pont, nachdem er lange unkonstant war, hat in den letzten vier Spielen besser gespielt. Von Cereda, das ist klar, hat man mehr erwartet, aber Luca war wegen der diversen Verletzungen nie in einer optimalen Form. 

Interview Giornale del Popolo - Übersetzung Tiz