Interview mit Thomas Bäumle

Name: Thomas Bäumle
Geburtsdatum: 25.09.1984
Aufgewachsen in Grenchen
Zivilstand: ledig
Beruf: Sportmittelschule Davos
Hobbys: Sport allgemein, lesen, fischen, mein deutscher Schäferhund

Wo bist Du aufgewachsen und wann hast du deine Hockeykarriere begonnen?
Aufgewachsen bin in Grenchen. Mit 4 Jahren stand ich zum ersten Mal auf Schlittschuhen. Die Juniorenzeit hab ich beim SCB durchlaufen, das erste Jahr noch als Feldspieler, seither als Goalie. Mit 17 Jahren wechselte ich zu Sierre für zwei Jahre, letzte Saison war ich in Davos und nun bin ich leihweise für ein Jahr in Ambri.

Du bist Profi in Ambri. Wie hältst du dich beruflich fit?
Als ich Bern und Sierre spielte, besuchte ich die bekannte Feusi Sportschule in Bern. Mit dem Wechsel nach Davos war ich gezwungen auch die Schule zu wechseln. Ich schrieb mich bei der Sportmittelschule Davos ein und konnte Schule und Trainings/Spiele zeitlich gut aufeinander abstimmen. Mit dem Engagement in Ambri muss ich meine Schulsituation erstmals mit Trainer Serge Pelletier besprechen. Für mich wäre ideal, wenn ich einmal in der Woche nach Davos in den Unterricht könnte, was an meinem freien Tag durchaus zu bewerkstelligen wäre. Mal sehen wie sich das entwickelt.

Beschreibe uns den Charakter von Thomas Bäumle.
Ich bin ein sehr ehrgeiziger Typ, einfach und unkompliziert. Ich strebe mit grossem Willen meine Ziele an. Dazu lache ich viel, habe es gerne lustig und bin aufgestellter junger Mensch.

Wie muss man sich einen Transfer als Aussenstehender vorstellen? Welches sind die Hauptgründe, die einen Spieler zu einem Wechsel bewegen?
Ich ging letztes Jahr nach Davos und wollte mich nicht zufrieden geben mit der Nr. 2 im Tor, aber Jonas Hiller hatte einfach eine Riesen-Saison, das hat wohl jeder gesehen. Dann hat sich die Chance ergeben, nach Ambri zu wechseln. Der ehemalige Ambri-Goalie Andy Jorny hat mir schon vor einem Jahr gesagt, dass es mal klappen könnte beim HCAP. Ich wurde dann vom HCAP Sportchef Peter Jaks kontaktiert, konnte mich gegen diverse andere Kontrahenten durchsetzen. Später habe ich erfahren, dass sich über 12 Goalies aus der ganzen Schweiz auf den Posten hinter Simon Züger gemeldet hatten. Einen Ersatztorhüter Job in der NLA ist sehr begehrt unter jungen Goalies.

Welches sind deine positiven und negativen Eindrücke bis jetzt in Ambri?
Ich kann bis jetzt nur Positives berichten. Ich wohne in Giubiasco, es ist wunderschön da. Ich wurde sehr gut aufgenommen, der Teamgeist ist sehr gut, es sind alles unkomplizierte Typen in der Mannschaft. In Ambri ist alles sehr familiär. Was ich absolut unglaublich fand, war die Mannschaftsvorstellung am 31. Juli. 4500 Zuschauer, soviel hatte es nicht einmal an der Meisterfeier in Davos! Es lief mir kalt den Rücken runter.

Du spielst mit der Rückennummer 30. Hat das einen speziellen Grund?
Ich hatte diese Nummer bereits bei den Elite-Junioren in Bern, danach auch in Sierre und Davos. Jetzt möchte ich sie nicht mehr ändern, es ist so etwas wie meine Glückszahl.

Wie ist die Rolle als Ersatztorhüter? Wie stellst du dich dieser Aufgabe?
Ich bereite mich genau gleich vor wie wenn ich spielen würde. Denn wenn man einmal die Chance erhält, muss man sie packen. Klar, es war eine harte Zeit in Davos als Nr. 2, aber es ist sicher immer mein Ziel, spielen zu können.

Wie erlebst du Simon Züger? Wie kannst du von ihm profitieren?
Ich habe ihn vorher noch nicht persönlich gekannt. Er ist ein ruhiger und abgeklärter Torhüter, hat ein gutes Stellungsspiel und gute Stocktechnik. Er ist auch neben dem Eis sehr sympathisch. Er ist zwar mein Konkurrent, aber ich habe auch mit Jonas Hiller in Davos immer ein gutes Verhältnis gehabt.

Wo hat Thomas Bäumle den grössten Verbesserungsbedarf?
Die Stockarbeit kann ich sicher noch verbessern, dazu mein Stellungsspiel. Es geht natürlich in der NLA auch alles ein bisschen schneller als in der NLB. Doch ich bin genug ehrgeizig um dies zu schaffen und mich nach und nach zu verbessern.

Habt ihr in Ambri einen speziellen Goalietrainer?
Im Moment ist der Finne Kari Lehtonen bei uns, er kommt in regelmässigen Abständen nach Ambri. Züger war auch schon bei ihm in Finnland. Kari ist ein sehr ruhiger Typ, ich bin sehr beeindruckt von ihm. Er versucht auch nicht, deinen Stil zu ändern, sondern er coacht dich, lässt dich viel machen und korrigiert nur einzelne Sachen.

Was ist mit dem Trainerwechsel Del Curto/Pelletier anders geworden?
Einen Trainer wie Del Curto hab ich noch nie erlebt. Er ist 24 Stunden am Tag für Hockey da, er lebt fürs Hockey. Er will dich immer verbessern. Pelletier kann ich noch nicht so einschätzen, bis jetzt hat er noch nicht so viel mit uns Torhütern gesprochen. Was mich bei ihm aber beeindruckt, ist seine Ausstrahlung. Pelletier ist mehr der Gentleman, Del Curto mehr der „Büezer“.

Wo siehst du Ambri diese Saison?
Wir haben ein Ziel, das sind die Playoff-Halbfinals und die ganze Mannschaft arbeitet hart dafür. Das beginnt schon in der Vorbereitungsphase. Wir sind eine ausgeglichene Truppe, die es ohne Verletzungspech wie es letztes Jahr vorkam, sehr weit bringen kann.

Wie sieht deine persönliche Matchvorbereitung aus?
Ich bereite mich zuerst mental aufs Spiel vor, dann mache ich ein gutes Warm-Up. Im Gegensatz zu den Feldspielern, die sich vielfach mit Fussball aufwärmen, bereiten wir Goalies uns alleine vor. Eventuell bespricht man noch einige Details zum Gegner, dann versucht man, ein gutes Spiel zu liefern, damit man die zwei Punkte holen kann.

Wie verkraftet man lange Reisen z.B. nach Genf?
Man kann im Car schlafen oder Kohlenhydrate zu sich nehmen. Das gehört zu unserem Sport dazu, das gilt für alle Mannschaften. Wenn man am Tag danach ein schlechtes Spiel abliefert, ist das keine Ausrede, denn wir sind ja Profis.

Ein paar Worte zum Modus. Was hältst du von den Doppelrunden?
Es wäre sicher schöner, z.B. am Dienstag und dann am Samstag zu spielen. Aber es ist für die Zuschauer sowie die Klubs besser, am Wochenende zu spielen. So kommen mehr Fans in die Stadien und füllen so die Clubkassen. Für uns Spieler ist das kein Problem, vielleicht mal abgesehen von einer kürzeren Regenerierungsphase.

Liest du Matchberichte in der Zeitung? Was für ein Verhältnis hast du zu den Medien?
Ich lese die Zeitungen, ja. Es ist sicher schöner, wenn positiv über dich berichtet wird. Aber auch negative Schlagzeilen gehören dazu, mit dem kann und muss ich umgehen.

Der Intern. Eishockeyverband will das Hockey spannender und torreicher machen, diskutiert die Ausrüstungen zu verkleinern oder Tore zu vergrössern. Was hältst du davon?
Ich habe einen Teil meiner Vorbereitung zusammen mit dem NHL Goalie Martin Gerber und anderen Top-Goalies absolviert. Gerber hat jetzt schon ein paar cm kleinere Schoner, in Übersee gelten die neuen Ausrüstungsmasse bereits ab der neuen Saison. Wir in Europa haben das noch nicht, wahrscheinlich kommt das bei uns ein Jahr später auch. Für uns Torhüter ist das natürlich mühsam, man muss sich umstellen. Aber ob das wirklich mehr Tore bringt, weiss man nicht. Man hat auch bei der Abschaffung des Zweilinienpasses gemeint, dass die Spiele torreicher werden. Dem war aber nicht so. Falls das wirklich eingeführt wird, muss man sich als Goalie halt daran gewöhnen.

Ist die NHL ein Thema für dich?
Das ist sicher ein Traum, den jeder Torhüter hat. Das kann sehr schnell gehen. Man will sich auch neue Ziele setzen und sich nicht zufrieden geben, nur in der NLA zu spielen.

Zu welchen ehemaligen Teamkollegen pflegst du heute noch Kontakt?
Aus meiner Zeit in Sierre stehe ich mit Adrian Trunz noch in Kontakt. Vom HC Davos telefoniere ich regelmässig mit Jonas Hiller. Ich hatte einen sehr guten Kontakt mit Joe Thornton, der wirklich ein Super-Typ ist. Ein paar junge Spieler des HCD und ich trafen uns oft mit Thornton nach Feierabend. Ich habe noch seine E-Mail Adresse und werde versuchen mit ihm in Kontakt zu bleiben.

Apropos Joe Thornton. Mit ihm zu spielen war sicher etwas Spezielles?
Ja! Joe Thornton ist speziell und nicht umsonst ein Superstar in der NHL. Zwar hatte er sich am Anfang etwas vertan in einem Interview mit dem Blick. Ich bin aber sicher, dass er das nicht so gemeint hatte wie es später in der Zeitung stand. Aber keine Spur von Arroganz oder irgendwelchen Starallüren. Thornton machte sämtliche Trainings, Übungen usw. mit, wie alle anderen Spieler des HC Davos. Er war sich nicht zu schade dafür. Viele konnten von seiner enormen Professionalität profitieren. Joe Thornton liebt und lebt das Eishockey sprichwörtlich.

Herzlichen Dank nochmals an Thomas Bäumle, dass er sich die Zeit genommen hat, während des Trainingslagers mit Miriam, Tiz und Vögi zu plaudern.