Luca Cereda: Zurück zu den Wurzeln

Bericht von Andi Sägesser

Nach fünfjähriger Abwesenheit aus dem sonnigen Süden kehrte Luca Cereda auf die neue Saison hin zu seinem Stammclub HC Ambri-Piotta zurück. Der 24-jährige Stürmer beginnt nach seinem Reifeprozess in Nordamerika und dem realisierten Schweizer-Meistertraum mit dem SC Bern einen Neustart seiner Eishockey-Karriere. Der Tessiner träumt wieder vom Final nur diesmal mit Ambri.

Wenig Glück in Übersee

Der in Sementina aufgewachsene Luca Cereda debütierte vor sechs Jahren mit dem HCAP in der NLA. Nach seiner Wahl zum Rookie des Jahres 98/99, wurde er vom renomierten NHL Club Toronto Maple Leafs in der ersten Runde als Nummer 24 gedraftet. In Torontos "Millionenteam" konnte sich Cereda keinen Stammplatz ergattern und spielte vier Jahre lang nur im AHL-Farmteam St. John's Maple Leafs. NHL Luft schnupperna konnte Cereda einzig in den Trainingscamps als er mit den grossen Stars wie Mats Sundin, Curtis Joseph oder Rauhbein Tie Domi trainieren durfte. Das Schweizer Hockey-Talent wurde gesundheitlich wegen seines Herzklappenfehlers den man in einem medizinischen Check entdeckt hatte, zurückgebunden. Nach der erfolgreichen Herzoperation im Jahr 2000 und nach einer einjährigen Wettkampfpause war der Start ins Überseeabenteuer für den Tessiner in der Saison 2000/01 noch schwieriger. Cereda zur Startphase in St. John, dem Farmteam der Toronto Maple Leafs: „Wenn man während einem Jahr lang auf Wettkampfsport verzichten muss, fällt ein Neuanfang doppelt schwer. Ich erlebte zuerst stahlharte Wochen in Kanadas Provinz. Bekanntlich wird in Nordamerika ein völlig anderes Hockey als auf dem Europäischen Kontinent gespielt. Das auf Kraft ausgerichtete Spiel bereitete mir zunächst erhebliche Schwierigkeiten. Zudem musste ich zum ersten Mal in meinem Leben ohne meine Familie auskommen. Dies war ein bisschen viel auf einmal,“ gesteht er.

Rückkehr in die Schweiz

Luca Cereda reifte aber in Kanada zu einem vorbildlichen Eishockey-Profi: Er wurde zu einem hervorragenden Defensivcenter und Bullyspieler, der sich auch mit internationalen Grössen messen kann. Seine Physis im Bereich der Rücken und Bauchmuskulatur ist äusserst ausgeprägt. Luca Cereda ist jetzt zu einem bestandenen NLA-Spieler geworden, der immer noch die feinen Hände und die Spielmacherqualitäten hat, wie er damals als Junior eingeschätzt worden war. Doch seit einigen Jahren hat er sich durch den sportlichen Werdegang zu einem Center der Checker-Linien entwickelt, der die Drecksarbeit erledigt und eine Defensivlinie hervorragend führen kann. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz entschied sich Cereda anstatt für den HCAP, für den ambitionierten SC Bern. Die Berner lockten den Nordtessiner mit einem hochdotierten Dreijahresvertrag in die Bundeshauptstadt. Sehr zum Leidwesen der HCAP-Vorstandsetage und den vielen Ambri-Fans. Doch mit seiner Vertragsunterschrift sah der Nordtessiner die Möglichkeit den ersten Meistertitel seiner Karriere zu gewinnen. Dies gelang Cereda auch gleich auf Anhieb und wurde für ihn zu einer überwältigenden Saison. Vergessen waren die sportlich eher bitteren Tage in Nordamerika. Luca Cereda spielte erstmals in einer Mannschaft die um fast jeden Preis gewinnen musste. So war auch der Druck der Fans, des Management und der Presse gewaltig und mit dem musste man sich auch zuerst auseinandersetzen. Ceredas gute Form übersah auch Nationalmannschafts-Coach Ralph Krüger nicht und bot ihn für die WM in Prag auf. Nach gutem Start wurde der Bullyspezialist für die letzten Spiele gar auf die Tribüne verbannt. Kein Aufgebot gab es in diesem Jahr, doch dank guten Leistungen im Pelletier Team möchte sich der 26-jährige Tessiner wieder für Ralph Krüger und die "Eisgenossen" empfehlen.

Center zwischen Jean-Guy Trudel und Hnat Domenichelli

Die zweite Saison in Bern wurde für Cereda fast zum Albtraum. Schon vor Saisonbeginn wurde der NHL Draft von Adduktorenproblemen geplagt, welche nie richtig ausheilen konnten. Dazu kamen Probleme mit den Schlittschuhen, die nicht genug stabil waren und höllische Fussschmerzen verursachten. Die Saison in Bern verlief dann auch alles andere als optimal. So schnell kann es im Sport gehen. Zuerst Meisterehren und kaum Monate später ein Bettler Dasein. Jetzt will Luca Cereda seine Karriere im Blau-Weissen Dress, wieder mit der Nummer 16 ausgestattet, neu lancieren. Der HC Ambri-Piotta, allen voran Sportchef Peter Jaks und Cereda haben sich versöhnt, nachdem es böses Blut nach seinem Wechsel zum SCB gab. Der HCAP beklagte sich damals zurecht, dass sie den ehemaligen NHL-Draft nach dessen Rückkehr aus Nordamerika über Jahre förderten und während der Zwangspause unterstützten, nun aber bei seiner Heimkehr mit dem SC Bern ein finanziell kräftiger Club das Rennen machte. Nun liegt es am "Heimkehrer" Cereda, die von Sportchef Peter Jaks und Trainer Serge Pelletier gebotene Chance zu packen. Dafür hat sich Cereda viel vorgenommen:" Nach fünf Jahren weg von Zuhause, kehre ich sehr gerne in die "Valascia" zurück. Ich will diese einmalige Möglichkeit nutzen, zusammen mit den beiden HCAP Stars Jean-Guy Trudel und Hnat Domenichelli in einer Angriffslinie zu stürmen. Ich werde sicher auch wieder mehr Eiszeit erhalten als zuletzt in Bern. Diese Chance will ich mir nicht entgehen lassen". Dass Luca Cereda das Eishockey spielen nicht ganz verlernt hat, bewies er anlässlich bisherigen Trainingspartien als er mit seinen Vorbereiter und Vollstrecker Qualitäten positiv auffiel.