Interview mit Stürmer
Dario Kostovic
Name:
Kostovic
Vorname: Dario
Geburtsdatum: 08.08.1980
Zivilstand: ledig
Hobbys: Musik, Kino, lesen, Sport allgemein.
Du bist in Split (Kroatien) geboren, hast aber auch den Schweizer Pass.
Erzähle unseren Fans doch kurz deine Familienverhältnisse und dein
Verhältnis zur Schweiz resp. Kroatien...
Als ich drei Monate alt war, kamen wir in die Schweiz. Mein Vater war
Elektroingenieur, dieser Beruf war zu dieser Zeit sehr gesucht. Er dachte
sich, nach etwa 10 Jahren wieder zurück zu kehren. Dann wurde ich aber in
der Schweiz eingeschult, in der Heimat begann der Krieg, so blieben wir
halt. Sie haben aber vor, in zwei oder drei Jahren, wenn mein Bruder aus
der Schule kommt, zurück zu gehen. Wir haben ein Haus am Meer, es ist sehr
schön und ruhig da. Ich selber weiss nicht, ob ich je nach Kroatien
zurückgehe, ich denke „schwiizerdütsch“, von daher ist es schwierig zu
sagen.
Du hast ein Aufgebot für die kroatische Nationalmannschaft erhalten,
durftest aber nicht spielen..... warum?
Ich hatte die Vorbereitung mitgemacht, sollte mit der Nati an die WM. Ich
erhielt aber die Lizenz nicht, da man mindestens zwei Jahre in einem Klub
im Heimatland gespielt haben muss. Das wurde vor ein paar Jahren
eingeführt, als Russland auseinander fiel. Ich hab als Junior in
verschiedenen Schweizer Auswahlen gespielt, für die A-Nati könnte ich auch
spielen.
Auf diese Saison hin bist du neu zum HCAP gestossen. Schildere uns kurz
deinen Werdegang, wie bist du zum Hockey gekommen?
Als ich fünf Jahre alt war, hab ich begonnen, Eishockey zu spielen. Es war
eigentlich Zufall, dass ich bei diesem Sport geblieben bin. Meine Eltern
haben mich in verschiedene Sportarten geschickt, auch dass man nicht den
Drogen verfällt und ein gutes Umfeld hat. Der Eishockeysport hat mir
einfach gut gefallen. Als ich 10 war, hat mich Kloten von Wettingen
geholt, ich glaube, es war Roland Von Mentlen. Ich war dann total 15 Jahre
bei Kloten. Mit 18 hat man mir dann zum ersten Mal einen Vertrag angeboten
für die erste Mannschaft. Letzte Saison spielte ich in Lausanne in der NLB
und nun neu beim HCAP.
Wie ist der Transfer zum HCAP zustande gekommen?
Das lief über meinen Agenten Erich Wüthrich. Ich weiss es nicht einmal
genau, ob mich Pekka Rautakallio gesehen hat oder wieder Roland Von
Mentlen.... es lief alles über den Agenten.
Wie muss man sich einen Wechsel vorstellen? Abmelden,
Wohnungskündigung, zügeln...
Das ist noch recht mühsam. Ich hatte zwar in Lausanne nur ein Studio, das
war möbliert. Da musste nicht viel gezügelt werden. Ich habe aber noch ein
Depot im Aargau, wo ich all meine Möbel habe. Ich habe gar nicht alles mit
ins Tessin genommen, da ich nur für ein Jahr unterschrieben habe und nicht
weiss, wie lange ich da bleibe. Das Problem ist, dass ich recht teuer bin.
Kloten hat mich 15 Jahre ausgebildet, mir sogar eine Schule bezahlt. Sie
verlangen viel Geld für einen definitiven Transfer. Wir werden sehen.
In Ambri ist Pekka Rautakallio Trainer. Wo siehst du die Unterschiede
zu den früheren Trainern?
Ich hatte zwei tschechische, einen russischen (Jursinov bei Kloten) und
Rautakallio ist nach Leime (Lausanne) der zweite Finne. Und ich muss
sagen, mit den finnischen war es am angenehmsten. Die Tschechen und Russen
haben alles kaputt gemacht. Da wurde schon im Juniorenalter mit viel zu
viel Gewicht beim Krafttraining gearbeitet. In Kloten gibt es viele
Spieler, die deswegen Hüft- und Knieprobleme haben. In der Tschechei und
Russland ist das halt normal, wenn du da mal verletzt bist, bist du weg
vom Fenster.
Das heissblütige Publikum in der Valascia konntest du nun schon
erleben. Wo sind die Unterschiede zu Kloten oder Lausanne?
Es war unglaublich, die Stimmung bereits vor dem Derby. Wir waren in der
Kabine und haben unsere Musik ausgemacht, um durch das offene Fenster die
Fans in der Curva zu hören. Früher im alten Schluefweg, als Kloten viermal
Meister wurde, waren die Zürcher Derbys auch sehr speziell, aber
mittlerweile sind sie nicht mehr so stimmungsvoll. Es hat mehr mit
Business zu tun. In Lausanne hatten wir für NLB-Verhältnisse mit etwa 3500
Fans einen recht hohen Zuschauerschnitt.
Wie gefällt es dir im Tessin, wie hast du dich eingelebt?
Ich wohne in Monte Carasso. Es gefällt mir sehr gut im Tessin, aber falls
ich länger bleiben würde, ziehe ich wohl näher zur Valascia, zum Beispiel
nach Biasca. Wir fahren zwar meist zu dritt zu den Trainings und den
Spielen, aber es ist doch jeweils 35 Minuten zu fahren.
Fast die Hälfte der Ambri-Spieler wohnt in Monte Carasso? Habt ihr
einen speziellen Zusammenhalt oder ist das nur eine „Zweckgemeinschaft“?
Es gibt wie überall Grüppchen. Ausländer untereinander, Tessiner und
Deutschweizer ebenfalls. Nach den Spielen gehen wir aber meistens alle
zusammen in Monte Carasso essen, das finde ich eine gute Sache. Komisch
finde ich, dass hier praktisch alle verheiratet sind oder eine Freundin
haben. Wenn man mal mit jemanden auf die Gasse möchte, ist das gar nicht
so einfach.....
Du
spielst mit der Rückennummer 9. Zufall oder gezielt gewählt?
Ich hatte früher die Nr. 50, zuletzt in Lausanne die Nr. 9, darum hab ich
die auch bei Ambri gewählt. Hat aber für mich absolut keine Bedeutung.
Ein Spitzensportler verbraucht unzählige Kalorien. Habt ihr spezielle
Essensvorschriften?
Ein richtiges und ausgewogenes Essen ist extrem wichtig für uns. Wir haben
eigentlich keine Vorschriften, haben aber für das gesamte Team einen
Ernährungsberater. Jeder weiss nach so langer Zeit im Eishockey-Business,
was im gut tut und was nicht. Vor den Auswärtspartien machen wir meistens
Halt in einer Autobahnraststätte. Da sollten wir keine warmen Speisen zu
uns nehmen. Nach dem Spiel werden wir meistens sofort verpflegt. Einige
Spieler bringen kurz nach der Partie keinen Happen herunter, sie sind noch
zu aufgekratzt. Jene Cracks nehmen das Essen jeweils in den Bus und essen
auf der Heimfahrt. Meistens gibt es Pasta und danach einen „Mocken“
Fleisch. Wobei die Pasta zuerst gegessen werden muss. Sonst rutscht das
Fleisch nur so durch Magen und Darm. Kurz nach dem Spiel sind auch
Vitamin-Shakes und Vitamintabletten Pflicht. Mein Magen ist sehr
pflegeleicht, habe daher mit dem Essen keine grossen Probleme.
Was hältst du von den neu eingeführten Regeln?
-3 Punkte: Finde ich gut, wurde Zeit, dass das eingeführt wurde.
-Playoff-Wunschkonzert: Das ist Blödsinn. Ich weiss nicht, wer so was
erfindet....
-Konsequente Anwendung der zero-tolerance: Es war eine Frechheit, dass
dies mitten in der letzten Saison eingeführt wurde. Ich kassierte 100
Strafminuten mit Lausanne. Wobei da auch eine Manipulation dabei war.
Gegen Lantenthal brummte mir Schiri Eichmann eine
Spieldauerdisziplinarstrafe auf, der Trainer unterschrieb nach dem Spiel
das Protokoll. Nachträglich korrigierte es der Schiri zu einer
Matchstrafe, ich musste ein Spiel aussetzen. Ich finde, in der Schweiz
sind gewisse Schiedsrichter unterqualifiziert. Die besten Schiris hab ich
in der Tschechei und in Russland gesehen.
Wo liegen deiner Meinung nach deine Stärken und Schwächen im Spiel?
Ich sollte viel mit Körper spielen. Sobald ich aufhöre zu laufen und
meinen Körper einzusetzen, ist mein Spiel nicht mehr das, welches es sein
muss. Ich bin technisch halt nicht so versiert.
Deine persönlichen Ziele für die aktuelle Saison?
Ich möchte 10 Tore erzielen, eine gute Saison haben und möglichst weit
vorne stehen mit der Mannschaft. Aber ich bin zufrieden, wenn wir
gewinnen, egal ob ich ein Tor erzielt habe oder nicht.
Du bist erst 26, hast du längerfristige Pläne, machst du dir schon
Gedanken über das Leben nach dem Hockey?
Ich hab schon gewisse Ziele, aber die beziehen sich eigentlich nicht aufs
Hockey. Ich hab nebst dem Hockey eine private Handelsschule absolviert,
muss noch vier Prüfungen nachholen. Aber ich kann mir nicht vorstellen,
danach wieder im kaufmännischen zu arbeiten. Das hab ich gemacht, damit
ich sicher eine Ausbildung habe. Ich würde lieber in der Gastronomie etwas
anfangen, ein kleines Restaurant oder Grotto eröffnen. Ich weiss es noch
nicht genau...
Wir bedanken uns bei Dario ganz herzlich für das Interview, welches wir am
Tag nach der Derby-Niederlage an der „URI06“ machen durften. Wir wünschen
ihm und der Mannschaft in der Meisterschaft viel Erfolg.
Interview und Fotos: Vögi und Tiz
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