Saisonrückblick 2005/06

Nicht weniger als 4500 Fans strömten am 31. Juli 2005 bei sommerlichen Temperaturen an die traditionelle Mannschaftsvorstellung in die Valascia. Die Mannschaft 2005/06 hat sich im Vergleich zur Vorsaison nur unwesentlich verändert. Mit Thomas Bäumle kam vom HCD ein neuer junger Torhüter. Für die Verteidigung wurde der Finne Jari Korhonen verpflichtet, sowie Daniele Mattioli aus der eigenen Juniorenabteilung. In der Offensive verstärkten sich die Leventiner mit Eero Somervuori, einem weiteren Finnen. Weiter kehrten die verlorenen Söhne Luca Cereda vom SCB und Oleg Siritsa von Sierre zum HCAP zurück. In seiner Begrüssungsrede umschrieb Präsident Paolo Grassi das Erreichen das Playoff-Halbfinale als ehrgeiziges Saisonziel.

Zum dritten Mal bereitete sich die Mannschaft von Serge Pelletier und Petr Malkov in Sursee auf die neue Saison vor. In den Vorbereitungsspielen hinterliess der HCAP meist einen positiven Eindruck, vor allem die beiden Neuzugänge aus Finnland wussten zu gefallen. Als Krönung wurde der Electro-Oil Cup durch einem 1-3 Finalsieg gegen Lokalmatador Lugano gewonnen. Ausser ein paar kleinere Blessuren blieben die Spieler in der Pre-Saison von Verletzungen verschont.

Zum ersten Saisonheimspiel gegen den EHC Basel kamen beinahe 5500 Fans in die Valascia. Gleich mit 6-0 wurde der Aufsteiger weggeputzt, was bei den Fans eine grosse Erwartungshaltung auslöste. Doch gleich Tags darauf folgte mit einer 4-8 Niederlage in Genf die Ernüchterung, defensive Mängel waren dabei unübersehbar. In diesem Rhythmus ging es vorerst weiter. Auf einen Sieg folgte meist gleich eine Niederlage, gegen Ende des ersten Viertels rutschte Ambri nach drei Niederlagen in Folge in der Tabelle bedrohlich ab. Trainer Pelletier stand erstmals in der Kritik, dies auch weil die Ausländer nicht den Erwartungen entsprechend auftraten. Es folgte eine Serie von vier Siegen, was vorübergehend wieder etwas Ruhe in die Leventina brachte.

Nach einer weiteren Niederlagenserie und der Heimderby-Niederlage reagierten die Verantwortlichen, Serge Pelletier wurde freigestellt. Sein Nachfolger war bereits bekannt, es handelte sich um den in der Schweizer Eishockeyszene bestens bekannten Finnen Pekka Rautakallio. Vom ehemaligen Weltklasse-Verteidiger erwartete man eine Stabilisierung der oftmals überforderten Ambri-Abwehr, sowie eine Verbesserung der Power- und Boxplay-Situationen.

Der neue Trainer hatte dank einer Nationalmannschaftspause 10 Tage Zeit, die Mannschaft neu aufzubauen. Im ersten Heimspiel gegen Fribourg klappte die Umsetzung von Rautakallios Eishockey-Philosophie zwar noch nicht wunschgemäss. Nach und nach begann die Arbeit des neuen Trainers aber Früchte zu tragen und Ambri kletterte in der Rangliste stetig aufwärts. Erwähnenswert sind dabei die beiden hohen Auswärtssiege in Zug (1-5 und 2-7) sowie das unvergessliche letzte Drittel (0-6) beim 4-9 Sieg in der Davoser Eishalle. Leider verletzte sich im gewonnenen Heimspiel gegen die ZSC Lions Eero Somervuori an der Schulter, was für ihn das Saisonende bedeutete. Ambris Sportchef Peter Jaks war nun gefordert, engagierte zuerst für zwei Spiele den Tschechen Tomas Kucharcik, der im besagten Davos-Spiel gleich für zwei Treffer verantwortlich war. Für den Rest der Saison verpflichtete Jaks Pavel Vostrak, der ebenfalls in seinem ersten Einsatz für die Leventiner in Zug zwei Tore erzielte.

Diesen glanzvollen Sieg in Zug erlebte der bis dahin enttäuschende Verteidiger Jari Korhonen bereits nicht mehr, er reiste in seine Heimat zurück. Er konnte die Erwartungen bei Ambri nie richtig erfüllen, man fand für ihn einen Abnehmer in Finnland und engagierte an seiner Stelle den Schweden Fredrik Svensson.

So schlecht 2005 mit einer peinlichen Heimniederlage gegen Basel endete, so stark begann Ambri das neue Jahr 2006. Die ersten vier Spiele wurden allesamt gewonnen, Am Dreikönigstag konnte der HCAP nach über 16 Jahren endlich wieder einmal ein Qualifikationsspiel in der Resega gewinnen. Nach einem 4-1 Rückstand nach 20 Minuten kehrten die Leventiner im Mitteldrittel das Spiel und gewannen schlussendlich mit 4-5. Thomas Bäumle, der nach dem ersten Drittel Simon Züger ersetzte, war der grosse Held des Spiels. In der Folge gelang es dem Solothurner, die Nummer 1 im Tor zu behaupten. Mehr noch, er avancierte zum statistisch besten Goalie der Liga. Dies veranlasste Peter Jaks im Januar, den Vertrag mit Bäumle um drei Jahre zu verlängern.

Nach Niederlagen gegen Lugano und in Langnau wurde es vor der langen Olympia-Pause im Strichkampf aber nochmals prekär. Im entscheidenden Spiel in Zürich zeigten die Leventiner jedoch Kampfgeist und holten gegen die kriselnden ZSC Lions den dringend benötigten Punkt zur Playoff-Qualifikation. In den letzten beiden Spielen wurde allerdings eine bessere Klassierung verpasst. Nach 44 Runden stand Ambri auf dem siebten Tabellenplatz. Der Gegner war zum siebten Mal in der Playoff-Geschichte der Erzrivale aus Lugano.

Der grosse Favorit aus Lugano hatte in dieser Serie viel, Ambri nichts zu verlieren. Der historische Sieg im Januar verlieh den Leventinern aber viel Selbstvertrauen. Das erste Spiel in der Serie konnte Ambri dank einer Superleistung von Goalie Bäumle und eines Overtime-Tores von Topskorer Domenichelli mit 3-4 für sich entscheiden. Im ersten Spiel in der Valascia vor nur gut 5000 Zuschauern baute der HCAP durch einen glatten 3-0 Sieg den Vorsprung in der Serie gar auf 2-0 aus. Die Hierarchie im Tessiner Eishockey schien vollends auf den Kopf gestellt, als die Rautakallio-Truppe auch das zweite Spiel in der Resega für sich entscheiden konnte, dieses Mal mit 4-5. Luganos Trainerwechsel fruchtete (noch) nicht. Ambri hatte nun vier „Matchpucks“, um das Starensemble aus Lugano zu eliminieren.

Im vierten Spiel vor ausverkaufter Valascia erwiesen sich die Luganesi mit dem neuem Trainer Kreis als cleverer und glücklicher. Zuerst glichen die Bianconeri viermal eine Führung der Leventiner jeweils postwendend wieder aus. Drei Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit benötigten sie aber alles Glück dieser Welt, als Domenichelli alleine vor Rüeger den Todesstoss vergab. In der Verlängerung konnte Lugano durch einen glücklichen Treffer die Serie verkürzen. In der Folge lief der Puck zugunsten der Südtessiner, welche es als erste Mannschaft schafften, ein 0-3 in einer Playoff-Serie noch zu kehren. Die Mannschaft von Rautakallio war ausgepowert, nicht zuletzt weil Ambri durch Verletzungspech in Personalnot geraten war und jeweils nur mit drei Linien spielen konnte.

Die Fans indes fielen in eine tiefe Depression, noch nie war man so nah dran, den Erzfeind aus den Playoffs zu kippen. Mit etwas Abstand betrachtet kann man dennoch stolz sein auf das Erreichte. Trotz verschiedener Probleme während der Saison schaffte Ambri erneut die Playoffs und zeigte Charakter. Mit einem Zuschauerschnitt von 4652 wurden die Erwartungen mehr als erfüllt, die Finanzen scheinen mehr denn je im Lot zu sein. Die Mannschaft konnte viele Sympathien zurückerobern, Hoffen wir, dass dieser positive Trend auch in Zukunft anhält.

Vögi und Tiz